Handcreme und Spatel

Durch die Gänge rennen, wissen was man braucht. Zielstrebig und effektiv. Einer inneren Map folgend. Man hat noch was zu tun, man hat einen Plan. Wie fast alle, die sich tagsüber in einem  Baumarkt aufhalten. Wir sind fremde Kollegen. Nichts bewegendes.
Moment. Halt. Gang 8. Was war das? Verhört? Kurz stehen bleiben.

„…am Besten kaufen Sie sich die Kamillenhandcreme von Deeäääämm, die ist wirklich gut und zieht schnell ein. Da haben Sie dann nicht die ganze Zeit so rutschige Hände. Im Winter nehme ich die auch für die Lippen, die werden bei mir immer so spröde, wenn es kalt ist. Und wegen der rissigen Finger empfehle ich Ihnen einmal so einen kleinen Spatel zu nehmen, am Besten aus Holz, damit schieben Sie dann ganz vorsichtig die Nagelhaut ein wenig zurück. So reißt die Haut da an den Stellen nicht mehr so leicht ein. Aber nicht so dolle! Nur so ganz leicht. Das sehen Sie dann schon, wenn es reicht. Und dann auch schön eincremen. Ich kenne das noch von mir früher… immer aufgerissene Hände. Schlimme Sache. Aber mit der Kamillencreme… alles tutti. Machen Sie mal! Einfach ausprobieren, Sie werden sich wundern!“

Der dicke Mann mit dem Schnauzer und den kleinen Schweißperlen auf der sehr hohen Stirn präsentiert stolz seine Pranken, groß wie Baggerschaufeln.

„Damit kann ich doch glatt noch als Handmodel durchgehen…“

Er lacht laut und herzhaft und sein Bauch bringt das ‚es gibt immer was zu tun‘-Logo auf seiner roten Latzhose zum Hüpfen.

„Juti, also: Schrauben, Nägel, Dübel – Gang 7. Gleich da vorne. Aber passen Sie auf, irgendein Idiot hat da vorhin eine Tüte Muttern fallen lassen!“

„Danke! Schönen Tag noch!“ sagt der andere Mann in seinem Blaumann und eilt in die gezeigte Richtung.

Und während die CSU vorschlägt, dass Zuwanderer zu Hause deutsch sprechen sollen, gibt die Realität Beautytipps im Baumarkt.

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