Gut, danke. Und dir so?

„Gut, danke. Und dir so?“

Die Antwort auf die Frage, wie es mir geht.
Gestellt von einer Person, die mir selbiges am Arsch vorbei.

Während die Floskel aus meinem Mund schießt, geschieht in meinem Kopf Faszinierendes:
Nicht nur, dass rasend schnell die Entscheidung getroffen wird, ob die Information mit dem Mopedunfall in den Kopf des Gegenübers gehört, nein – in Bruchteilen, ach was… in Nano-Bruchteilen von Sekunden katapultieren sich Episoden aus den vergangenen 10 Jahren in mein Bewusstsein.

Freude, Wut, Trauer, Orgasmen, Angst, Liebe…

Mein Hirn versucht aus den hereinbrechenden Emotionen die passende für eine aktuelle Gefühlsdefinition zu finden.

Eine IST-Aufnahme.

Ist ja manchmal sinnvoll.

Ist aber nix dabei.

 

Allerdings lässt man sich auch leicht ablenken und versucht, einzelne Erinnerungsfetzen festzuhalten.
Für später, wenn diese Person wieder weg ist.

Das erklärt wahrscheinlich, warum manche Leute bei der Beantwortung dieser Frage immer diesen leicht verträumten Blick nach schräg oben haben.
Man erinnert sich so schnell, dass es den Muskeln nicht einmal möglich ist, den aktuellen Gemütszustand via Gesichtregungen nach aussen zu transportieren.
Maximal die Augenbrauen ziehen sich unmerklich zusammen.

Es geht einfach zu schnell.
Man steht mit unveränderter Miene und glotzt blöd nach schräg oben.

Und erinnert.

Als man neulich so lachen musste, dass einem der Kaffee aus allen möglichen Körperöffnungen schoß und man für den restlichen Tag überall frisch gebrühten Kaffee roch.
Macht sich gut, wenn man z.B. bei der BSR arbeitet, hat man sich damals gedacht.

Oder als man wegen der Mittelohrentzündung nicht schlafen konnte. Fiese Sache das. Wünscht man keinem.
Naja, vielleicht wirklich bösen Verbrechern, aber zumindest keinem aus dem Bekanntenkreis.

Dieser One-Night-Stand, der gar nicht so geplant war, zumal „überhaupt nicht mein Geschmack“ und „never in the live“ im Raum standen.
Wie war der Name? Mist. Könnte man sich ja eigentlich mal melden.

Ach, die Sache mit der gescheiterten Beziehung. Hm, da wäre eigentlich mal ein gehirntechnischer CCleaner angebracht. Aber da ist Google bestimmt schon dran.
Oder Apple.
„IForgot“.
Wär doch mal eine Idee. Hat aber bestimmt die NSA was dagegen. Erschwert Verhöre ungemein.

Nee, das wollen die bestimmt nicht.
Ausser für ihre eigenen Leute. Verdammte Zwickmühle. Decisions, decisions…

Und das alles, während ich „Gut, danke. Und dir so?“ sage.

„Muss ja, muss ja!“ sagt mein Gegenüber, „Man sieht sich, bleib sauber…“.

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