… Ja hallo, BKA hier. Bin ich da richtig bei der Auskunft?
– Quak Quak Quak –
Ja, Ihnen auch einen schönen guten Tag. Ich hätte da eine Auskunft. Wenn Sie notieren wollen?
– Quak Quak Quak –
Nein, nicht Bundeskriminalamt.
Benjamin Köhler zu Ammerthalannreim. Ich buchstabiere: Berta Emil Nordpol Jakob Anton Martha Ida Nord… bitte?
– Quak Quak Quak –
Ja, sag ich doch. Ist den meisten zu lang. Schreiben Sie einfach BKA. Nun zu meiner Auskunft…
Bitte?
– Quak Quak Quak –
Nein, MIR brauchen Sie keine Auskunft geben. Ich kenne die ja schon. Die ist ja von mir. Ich geben IHNEN eine Auskunft. Und zwar für Heidrun Böhmer aus dem Finkensteig 7. Wenn Sie also bitte notieren wollen: ‚Hallo Heidrun,’…
Bitte?
– Quak Quak Quak –
Wieso können Sie keine Auskunft aufnehmen? Sie sind doch die Auskunft, oder? Der Sinn einer Auskunft ist doch Auskunft zu geben.
– Quak Quak Quak –
Ja sag ich doch, natürlich GEBEN Sie Auskunft. Deswegen rufe ich ja an. Sie sollen Auskunft geben. Und zwar der Heidrun Böhmer, sobald sie bei Ihnen anruft. Dazu müssen Sie doch aber die Auskunft erst einmal aufnehmen.
Herrschaftszeiten, Sie stellen sich aber an! Also, wenn Sie dann not…
– Quak Quak Quak –
Gute Frau, nur weil bisher noch niemand eine Auskunft bei Ihnen aufgegeben hat heißt das doch nicht, dass es nicht möglich ist.
Ist nicht direkt Ihr Traumberuf, oder liege ich da falsch? Gut, wir haben uns ja beide nicht ausgesucht. Bringen wir die Sache also einfach und schnell…
Bitte?
– Quak Quak Quak –
Wie? Sie können mir nicht helfen? Sie sind doch die Auskunft. Ich möchte einfach nur, dass Sie Ihren Job machen. Seien Sie doch froh, dass sich heute ihr Alltag etwas auflockert. Mal ein wenig raus aus der Routine. Eine Herausforderung. Wer weiß, vielleicht springt am Ende des Tages für Sie ja auch noch was raus. Sicherlich wird Ihr Vorgesetzter mächtig beeindruckt von Ihnen sein. Eine Frau mit Ihrer Auffassungsgabe. Wie Sie meisterhaft trotz mangelnder Schulung diese für Sie ungewöhnliche Situation gemeistert haben. SIE, eine Frau der flachen Hierarchien. Die lösungsorientierte Kernkompetenz. Und ehe Sie es sich versehen, haben Sie ratz fatz… ja, was gibt es denn bei Ihnen so an Gratifikationen? Größere Telefonhörer?
Bitte?
– Quak Quak Quak –
Na, nun wollen wir doch mal ganz Dame bleiben! Sie sind die Auskunft, ich habe eine Auskunft. Und laut Gesetz unterliegen Sie der Auskunftspflicht.
– Quak Quak Quak–
Ach, das wissen Sie auch nicht? Da wo Sie sitzen, könnte aber auch ganz gut eine Zimmerpalme stehen, oder? Was hat man Ihnen denn in Ihrer Schulung beigebracht? Den Hörer richtig herum halten?
– Quak Quak Quak –
Na ist doch wahr! Regen Sie sich doch nicht gleich auf. Ich kann ja nun am Wenigsten dafür, dass sie nur mittelprächtig ausgebildet wurden. Ich berufe mich hier auf den § 34 des Bundesdatenschutzgesetzes. Und zwar gleich auf den Absatz 1. Ich zitiere:
Die verantwortliche Stelle hat dem Betroffenen auf Verlangen Auskunft zu erteilen über,
Achtung, Frollein, Unterpunkt 1!
die zu seiner Person gespeicherten Daten, auch soweit sie sich auf die Herkunft dieser Daten beziehen…
Zitat Ende.
Sie sind die Auskunft, richtig? Also die im Sinne des Gesetzes verantwortliche Stelle. Die Frau Böhmer ist die betroffene Person und die zu ihrer Person gespeicherten Daten würde ich Ihnen jetzt gern übermitteln, wenn Sie endlich mal notieren würden. Ist auch nicht lang.
Die Nachricht lautet: „Abendessen um halb sechs bei mir, bitte Rotwein mitbringen.“ Und diese Auskunft können Sie der Frau Böhmer doch wunderbar GEBEN, so wie Sie das sonst auch gewohnt sind. Wenn Sie die Frau Böhmer dann nach der Herkunft der Daten fragt, können Sie sagen, BKA hat angerufen.
Oder Sie sagen eben meinen vollen Namen. Ich buchstabiere nochmals: Berta Emil Nordpol Jakob… bitte?
– Quak Quak Quak –
Wieso trifft das Gesetz nicht auf Sie zu? Ich habe es Ihnen doch gerade vorgelesen. Wäre ja auch reichlich kontraproduktiv, wenn ausgerechnet die Auskunft keine Auskunft zu geben braucht. Und davon mal ganz abgesehen, was machen Sie denn, wenn nachher die Heidi, pardon, ich meine die Frau Böhmer anruft und Sie um Auskunft bittet? Dann haben Sie aber die Mütze auf! Weil Sie die Auskunft verweigert haben. Wider besseren Wissens! Machen Sie sich direkt strafbar. Dann hats sich was mit Telefonieren. Können Sie ihre Auskünfte demnächst über die Knastheizungsrohre morsen. Ich denke, so weit müssen wir….
– Tuuut Tuuut Tuuut –
…Frollein?
